Regenmacher-Phönomen

Das Regenmacher-Phänomen

Widersprüche im Konzept der lernenden Organisation

Üblicherweise werden Managementkonzepte entweder propagiert oder kritisiert. In diesem Buch geht Stefan Kühl einen anderen Weg und verbindet beides, womit ihm quasi die Quadratur des Kreises gelingt – und dies mit einem Konzept, der lernenden Organisation nämlich, das inzwischen über 20 Jahre alt ist. Er zeigt, warum es die lernende Organisation nicht geben kann – und warum sie dennoch unentbehrlich ist. Die gängigen Argumente der Managementliteratur gibt er wieder, er durchleuchtet und kritisiert sie und reflektiert dann seine Kritik, um sie auf eine höhere Ebene zu heben. Von dieser Metaebene aus erkennt er einige verborgene Aspekte, die interessante Anregungen für Theorie und Praxis geben und den Kritikern der vielen oft gar nicht so neuen Konzepte ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen. Tatsächlich erscheinen die Konzepte in einem anderen Licht – wie ein erlösender Regen für verdorrende Organisationen. Trotz seines wissenschaftlichen Anspruchs schreibt Kühl kurzweilig und verständlich. Einhorn Management Beratung empfiehlt dieses lesenswerte Buch allen Managern, Unternehmensberatern, Wirtschaftsjournalisten und Organisationspsychologen.

Es funktioniert nicht, wie es soll, aber es hilft

Regenmacher sind in traditionellen Kulturen Afrikas weit verbreitet. Es gelingt ihnen in aller Regel nicht, Regen zu machen. Dass es sie trotzdem gibt, lässt vermuten, dass sie noch andere, weniger offensichtliche Funktionen haben, derentwegen die Gemeinschaft nicht auf sie verzichten will. Tatsächlich sorgen sie für den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Ähnlich verhält es sich mit Managementkonzepten wie der lernenden Organisation, dem Organisationswandel, dem Change-Management und der Verknüpfung solcher Leitbilder mit Methoden wie Benchmarking, Qualitätszirkeln, Gruppenarbeit, Balanced Scorecard usw. Sie erreichen zwar oft nicht die gewünschten Ziele, haben in Zeiten radikaler Umbrüche aber eine integrative Wirkung auf die Mitglieder von Unternehmen und anderen Organisationen.

Eine neue Sichtweise entwickeln

Die lernende Organisation ist ebenso eine Chimäre wie das wissensbasierte Unternehmen. Viel wird darüber geredet und geschrieben, meist in Verbindung mit positiv besetzten Begriffen wie Partizipation, Selbstorganisation und allerlei humanistischen Ideen. Doch funktionierende lernende Organisationen bleiben eine ambitionierte Wunschvorstellung. Es gibt sie nicht. Ihre Befürworter verteidigen das Konzept gegen Kritik mit dem Argument, dass man sich ja noch auf dem Weg befinde und somit bislang nicht gescheitert sei, was nicht ganz unproblematisch ist.

 

Das können Sie beim Lesen des Buches lernen:

  • welche Probleme Veränderungen vielen Organisationen bereiten,
  • warum es lernende Organisationen eigentlich gar nicht gibt und
  • warum das Konzept der lernenden Organisation trotzdem dabei hilft, den Wandel zu meistern.

 Take-aways

  • Regenmacher machen zwar keinen Regen, fördern aber die Gemeinschaft. Ebenso halten Managementkonzepte oft nicht, was sie versprechen, sind aber dennoch nützlich.
  • Über die lernende Organisation wird viel geredet, verwirklicht wird wenig.
  • Organisationen streben gleichzeitig nach den Gegensätzen Wandel und Stabilität.
  • Um diese Gegensätze zu verbinden, schaffen sie einen stabilen wertschöpfenden Kern, umgeben von Abteilungen, die Unsicherheiten abfedern.
  • So ein geschützter, unflexibler Kern passt nicht in ein sich schnell wandelndes Umfeld.
  • Ängstliches Festhalten an alten Strukturen steht nötigen Veränderungen häufig im Weg.
  • Das Konzept der lernenden Organisation soll mehr Flexibilität bewirken, enthält aber eine Reihe von Schwächen. Immerhin dient es als veränderungsfreundliches Leitbild.
  • Entscheidungen sind stets mit Risiko verbunden, weshalb sie oft gescheut werden.
  • Ein veränderungsfreundliches Leitbild hilft dabei, Risiken trotzdem einzugehen: Es vermittelt Sicherheit und schützt Verantwortliche vor Selbstzweifeln.
  • Konzepte wie das der lernenden Organisation suggerieren Rationalität. Sie bewirken zwar nicht, was sie vorgeben, doch sie können helfen, zu tun, was dringend nötig ist.